Russland und die neue Vernetzung Eurasiens: Wer mischt die Karten in der Geopolitik?
F. William EngdahlAnstatt die NATO nach 1990 jedoch bedachtsam abzubauen und Washingtons gigantische Rüstungsausgaben in eine Friedensdividende umzumünzen, wie es vielerseits erwartet wurde, haben vier amerikanische Präsidenten in Folge die Strategie verfolgt, die NATO bis vor die Haustür Moskaus und auch Chinas zu erweitern. Wie ist das zu verstehen? Ich gehe davon aus, dass hinter Baron Ismays bekannter Maxime eine unausgesprochene geopolitische Agenda des Westens steht, zunächst einmal vonseiten Großbritanniens und heute vonseiten der USA als einziger verbliebener Supermacht.
Diese Agenda wurde vor fast einem Jahrhundert entworfen, und zwar von einem britischen Geografen namens Halford Mackinder, der 1919 der Royal Geographic Society in London ein entsprechendes Essay vorlegte. Mackinder, der Vater der britischen Geopolitik, die bis heute die angloamerikanische Strategie geblieben ist, erklärte:
Wer über Osteuropa herrscht, beherrscht das Herzland.
Wer über das Herzland herrscht, beherrscht die Weltinsel.
Wer über die Weltinsel herrscht, beherrscht die Welt.